Dream Diaries: Khalid wünscht sich mehr Verständnis zwischen den Menschen
Dream Diaries: Khalid wünscht sich mehr Verständnis zwischen den Menschen
WIEN, Österreich – Khalid und seine Familie mussten vor dem Krieg in Somalia fliehen und sie haben 2009 in Österreich ein neues Zuhause gefunden. Endlich in Sicherheit, konnte sich Khalid endlich auf seine Ausbildung konzentrieren. Seither hat er viel geschafft und auch einige Hürden genommen.
„Eine Lehrerin sagte einmal zu mir, dass mein Deutsch nicht gut genug wäre, um ins Gymnasium zu gehen“, sagt der heute 20-jährige Khalid. „Als sie mir gesagt hat, dass ich vielleicht meine Schulbildung beenden und anfangen muss zu arbeiten, war ich nur noch motivierter. Ich dachte mir: Hey, das stimmt doch nicht. Ich wollte zeigen, dass ich es sehr wohl schaffen kann. Ich habe noch fleißiger gelernt und viele Bücher auf Deutsch gelesen.“
Bestärkt wurde Khalid auch von seiner Familie. Wie wichtig Bildung ist, hat ihm schon seine Mutter mitgegeben. Bildung ist für sie der Schlüssel zu einer besseren Zukunft für ihre Kinder.
„Hey, es kann gelingen. Du kannst es schaffen. Du kannst machen, was du möchtest.“
„Ich möchte alle inspirieren, die sagen: Oh ich kann nicht zur Schule gehen. Ich mag die Schule nicht“, erzählt Khalid im Dream Diaries Video. Seine Botschaft an alle, die Schwierigkeiten in der Schule haben, ist so einfach wie überzeugend: „Hey, es kann gelingen. Du kannst es schaffen. Du kannst machen, was du möchtest.“
Das Wichtigste sei, an sich selbst zu glauben und sich nicht beeinflussen zu lassen. „Was auch immer andere sagen, niemand kennt dich so gut wie du selbst. Also trau dich deine Ziele zu verfolgen.“
Khalids Deutsch ist mittlerweile perfekt und er besucht aktuell ein Abendgymnasium.
„Hoffentlich kann ich in diesem Schuljahr die Matura machen und dann möchte ich studieren. Ich bin mir noch nicht sicher, was ich genau studieren will, aber ich weiß, dass ich später gerne einen Job mit Sinn hätte“, sagt Khalid. „Ich möchte gerne eine eigene Organisation gründen und Kindern in anderen Ländern helfen.“
„Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen.“
Seit er in Österreich ist, lernt er fleißig und engagierte sich sozial, um seinem Zukunftstraum ein Stück näher zu kommen. „Während des Fastenmonats Ramadan bin ich freiwillig in Kinder- und Altersheime gegangen, um mit den Menschen dort zu reden und zu spielen“, sagt Khalid. „So habe ich hautnah erlebt, was es heißt, anderen zu helfen.“
Hinter Khalids Berufsziel stehen nicht nur seine eigenen Erfahrungen, sondern auch der Wunsch nach einem friedlichen Zusammenleben von Menschen. „Ich wünsche mir, dass die Menschen besser miteinander auskommen, sich gegenseitig zuhören und verschiedene Meinungen wertschätzen“, erzählt er.
Als einer von zwölf jungen Flüchtlingen und Asylsuchenden in Europa hat Khalid bei dem Online-Projekt Dream Diaries mitgemacht. Die Kinder und Jugendlichen haben Zuflucht in Österreich, Belgien, Deutschland, den Niederlanden und der Schweiz gefunden und teilen im Fotoprojekt ihre Träume und Hoffnungen.
Erstellt wurde die Fotoserie von der Humans of Amsterdam-Fotografin Debra Barraud, ihrem Kollegen Benjamin Heertje, der Online-Grafikerin Annegien Schilling, dem Filmemacher Kris Pouw und UNHCR, der UN-Flüchtlingsorganisation.
Khalid träumt von einer Kostümparty zu seinem Geburtstag © Humans of Amsterdam/Fetching_Tigerss/UNHCR/ kzww/Shutterstock
Den vier Mitgliedern des Dream Diaries Team erzählte Khalid noch von einem weiteren Wunsch – einem Kindheitstraum. Sein Traumbild zeigt wie er ein großes Buch durchblättert und eine magische Welt entsteht. „Als Kind habe ich immer von meinem Geburtstag geträumt. Ich bin ein großer Fan von Harry Potter und Batman und wollte Motto-Partys feiern, wo dann meine Freunde in Kostümen kommen“, sagt er.
Da es in Somalia nicht üblich ist, Geburtstage zu feiern, hat er nie eine Party gemacht. Noch immer würde er gerne so eine Geburtstagsfeier haben. „Mit 20 bin ich zwar ein bisschen zu alt für eine Motto-Party, aber das ist mir egal. Ich würde eine Party schmeißen und alle meine Freunde einladen.“
Seine Freizeit verbringt Khalid gerne mit seiner Schwester Sicido. Am liebsten sitzen sie in einem Café oder genießen die gemeinsame Familienzeit am Wochenende. Seine Schwester ist für ihn eine wichtige Stütze und Inspirationsquelle. Als er nicht weiter in die Oberstufe gehen konnte, war sie es, die ihn aufmunterte und motivierte, nicht aufzugeben. Sie gab ihm neues Selbstvertrauen und sagte zu ihm:
„Du bist die Tinte und das Leben ist ein Buch. Du kannst deine eigene Geschichte schreiben.“
Alle, die die Fotos sehen, werden dazu aufgerufen, sich solidarisch mit Flüchtlingen zu zeigen und die UNHCR-Petition #WithRefugees zu unterzeichnen. Die Petition fordert EntscheidungsträgerInnen dazu auf, Sicherheit, Bildung und Chancen für Flüchtlinge zu gewährleisten – um ihre Träume wahr werden zu lassen. Sie können den Dream Diaries über die sozialen Netzwerke von Humans of Amsterdam, Fetching Tigerss und dem Facebook-Account von UNHCR folgen.
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